Pirita kloostri 500-aastase pühitsemispäeva puhul

 

 

Diese Worte, die Gott einst zu Moses sagte, können wir in dieser Stunde auch über diesen Ort aussprechen, auf dem wir gerade hier stehen. Dieser Ort hier ist wirklich heiliges Land. Heiliges Land, geweiht durch den Opfergeist jener Männer, die ihren Besitz geopfert haben, um für den Herrn hier an diesem Ort ein Haus zu bauen; geweiht auch durch jene Männer, die 29 Jahre lang für die Durchführung dieses Vorhabens gearbeitet haben und in schwerer Arbeit einen Stein auf den anderen gelegt, bis dieses Kloster und diese Kirche schließlich fertiggestellt wurden.

Und dann, als diese Arbeit abgeschlossen wurde, als die weiten Räume dieser Kirche bereits die Ankunft des Herrn erwarteten, dann wurde die Kirche vom damaligen Tallinner Bischof nach katholischem Ritus auf feierliche Art und Weise eingeweiht. Dadurch wurde diese Kirche wirklich zu einem heiligen Ort, zum Heiligtum Gottes. Und heute sind genau 500 Jahre seit dem Tag vergangen, als zum ersten Mal genau an diesem Ort, an dem heute unser Altar aufgestellt ist, feierlich die Opfer des neuen Bundes geweiht wurden, als Gott selbst in den heiligsten Sakramenten des Altars hier in die geweihten Räume des Gebäudes eintrat und Platz nahm. Und mehr als 140 Jahre später weihte dann Jesus Christus selbst dieses Gotteshaus durch seine geheimnisvolle, heilige Anwesenheit. In der Tat, ein heiliger Boden war dieser Ort hier.

Doch noch mehr. Dieser Ort hier, an dem wir gerade stehen, ist auch durch die Gebete und Arbeiten jener Menschen geweiht, die diesen Tag noch weiter beleben und die an Tausenden Orten in der ganzen Welt tätig sind. Und dieser Orden, der hier zu seiner Zeit dieses Kloster baute und der dann später scheinbar direkt zum Sterben verurteilt war, ist nun wieder zu neuem Leben erwacht und beginnt in der heutigen Zeit in Schweden, von wo aus er hierhergekommen war, wieder mit seiner bisherigen großen Arbeit und neuer Kraft tätig zu werden. Klöster als Orte des Gebets und der Arbeit haben heute bestimmt nicht ihre Zeit hinter sich. Man kann sogar sagen, dass sie selten in vergangenen Zeiten so geblüht haben wie heute. Hunderttausende Männer und Frauen verrichten in ihnen überall in der großen, weiten Welt eine große Arbeit für das Reich Gottes. In den Klöstern lebt immer noch derselbe Geist fort, der einst auch hier dieses Kloster erfüllt hat. In ihnen ist damit der Geist des Herrn tätig, wie in vergangenen Zeiten, und dies erschafft in der ganzen Welt ähnlich große Werke wie es dieses hier einmal gewesen ist, und sogar noch größere. Deshalb ist es auch heute noch richtig zu sagen: „der Geist des Herrn erfüllt die Erde“; dass dieser Geist auch heute noch in den Herzen der Menschen eine nahezu wunderbare Arbeit der Liebe verrichtet, dass dieser heute noch durch den Menschen wunderbare Kunstwerke erschafft, wirkliche Gotteshäuser, in denen das Lob des Herrn nicht nachlässt oder verstummt.

Wir möchten uns darüber freuen, dass dieser Geist des Herrn heute noch lebt und seine Taten in der Welt vollbringt, dass dieser noch heute große Wunder verrichtet, dass dieser heute noch aus Ruinen und Trümmern neues, großartiges und wunderbares Leben sprießen und aufblühen lässt. Erfreuen wir uns an den Taten des göttlichen Geistes in der ganzen Welt, denn so lange wie dieser göttliche Geist noch in der Welt tätig ist, wird diese Welt nicht zerstört, denn Gottes Geist erneuert die Welt immer wieder. Der Geist Gottes erneuert von innen mit seiner Kraft immer wieder Menschen und Völker, die diesem Geist einen Platz in ihrem Herzen geben.

So werde denn der heutige feierliche Tag für uns zu einem Tag, an dem wir uns in unserem Glauben zu diesem heiligen und göttlichen Geist bekennen – der Geist Gottes in uns allen, der Geist Gottes in der Seele unseres Volkes, der Geist Gottes in der ganzen Welt. Wir alle möchten mithelfen, dass diesem göttlichen Geist in uns und in unseren Mitmenschen immer mehr Platz geschaffen wird. Und wenn wir dafür unsere gesamte Kraft aufwenden, wenn wir versuchen, so zu leben und zu handeln, wie es der Geist Gottes eingibt, der einmal hier zu Hause war, dann können wir Hoffnung in unserem Herzen hegen, dass dieser göttliche Geist auch in uns und hier in unserem Heimatland nicht verschwindet und zum Erliegen kommt.

In diesem Sinne soll die Erinnerung an die Vergangenheit eine fröhliche Hoffnung auf die Zukunft werden.

Amen.

 

(Veröffentlicht in dem Buch „Pirita klooster ja selle 500-aastase pühitsemispäeva juubel 15. ja 16. augustil 1936.“ [Das Kloster in Pirita / Birgittenschwestern und sein 500-jähriges Weihejubiläum am 15. und 16. August 1936] Pirita Kaunistamise Seltsi väljaanne nr. 15. [Veröffentlichung der Gesellschaft zur Verschönerung Piritas Nr. 15] Pirita, 1940).